Ausgangslage und Verkehrsbeispiele

Wie gelangen Sie nachts vom Konzerthaus in den gastronomischen Betrieb Ihres Vertrauens? Wie kommen Sie als Stadtbewohner nach Hause? Mietroller werden da oft nicht praktikabel sein, Taxi-Dienste sind oft teuer und kaum verfügbar, der öffentliche Personennahverkehr, kurz ÖPNV, ist für solche Fragestellungen nur in seltenen Fällen eine Option.

In europäischen Städten kann man nur sehr aufwendig eine neue U-Bahnstrecke bauen, da dort zu viele Versorgungsleitungen und andere Probleme auf jeden Tiefbau warten. Oberirdisch kann man nur erstaunlich teure Schienen für eine Straßenbahn verlegen, selbstfahrende Busse oder gar selbstfahrende Kraftfahrzeuge sind etwas für die fernere Zukunft.

Ich vermute, dass Monorails aufgrund der einfachen aufgeständerten Bauweise (kleines Fundament, also leicht in bestehende Straßen und Flächen einzubauen) und dem Nichtvorhandensein von Kollisionspartnern (Fußgänger mit Mobiltelefon in der Hand, Fahrrad- und Autofahrer) erstaunlich schnell, preiswert und emissionsarm eingesetzt werden könnten. Insbesondere, wenn man sich genau die „letzte Meile“ also den Weg vom Parkplatz zum Zielort oder der eigenen Haustür ansieht.

Fahrrad und Kraftfahrzeuge

In einem Atemzug Fahrrad und Kraftfahrzeug, egal ob Diesel, Benzin, Hybrid oder Elektroauto zusammen mit Fahrrädern zu nennen, ist nur auf den ersten Blick gewagt. Beide Systeme benötigen breite, gut ausgebaute Wege, beide Systeme konkurieren miteinander, bei Regenwetter ist die Entscheidung klar, ebenso bei geschwächten Personen, die aus Alters- oder Krankheitsgründen etc. nicht selbst mit einem Fahrrad fahren können.

Nun gucken Sie mal, wieviel ein km Straße kostet. Sie werden erstaunt sein, denn eine Straße beeinhaltet nicht, wie man es naiv erwarten würde, nur ein bisschen Fahrbahndecke, es sind eine Menge Versorgungsleitungen darunter versteckt und in den allermeisten Fällen ein komplexes System zur Oberflächenwasserabfuhr. Dennoch wird es auch in 100 Jahren Straßen geben, denn ohne Straße kein Bau, keine Entsorgung, keine Feuerwehr usw, denn es gibt nicht nur planbaren normalen Verkehr.

An dieser Stelle einige Thesen, die beim Verständnis der nachfolgenden Thesen insbesondere bei der Vorstellung von Nahverkehr bis 50 km hilft:

  • Busse und Bahn lassen sich nur nur ohne oder mit geringem Gepäck, bei guter Gesundheit (Fußwege!) und planbaren Zeiten nutzen, sind also ideal für viele Arbeitnehmer, Lehrer und Schüler.
  • Falls Sie etwas mehr Gepäck wie Handwerkszeug benötigen, fallen ÖPNV-Lösungen aus; der Pkw oder Kleinlaster wird bemüht. Die Alternative Lastenfahrrad ist schön, aber nur beschränkt anwendbar.
  • Transporte von Behinderten oder in der Beweglichkeit eingeschränkten Personen können nur mit Pkw oder Taxi erfolgen. Dazu sind auch entsprechende Parkplätze in der direkten Nähe des Ziels notwendig, was insbesondere in Wohngebieten nur extrem selten der Fall ist!

An dieser Stelle muss ich darauf hinweisen, dass viele Diskussionen als menschenverachtend angesehen werden können, wenn man in der Bewegungsfähigkeit eingeschränkte Personen zu Familienfesten oder medizinisch notwendigen Terminen befördern möchte.

Wie kann man egoistisch Anwohnerparkplätze andenken, wo doch Gästeparkplätze in der Situation benötigt wären?

Eine Parkplatzsteuer, das heißt, jeder, der für sein Fahrzeug keinen genutzten Garagenplatz nachweisen kann, zahlt z. B. 20 Euro im Monat also 240 Euro im Jahr (meine Garage kostet 480 Euro im Jahr). Was meinen Sie, wie schnell man die stets zugeparkten Geh- und Radwege freibekommen könnte und der Stadtsäckel gefüllt würde?

Warum kostet die Anwohnerparkkarte für ein Jahr oft nur 30 Euro, aber ein Hund in der gleichen Stadt 150 Euro jährlich an Hundesteuer?

ÖPNV wie Busse und Straßenbahn

Beide Systeme nutzen Straßen, auch wenn das bei der Straßenbahn durch die Schienen oft so aussieht, als wenn man Schienen mal eben so verlegen könnte. Die aktuellen Fahrwege von Straßenbahnen sind komplexe Schall- bzw. Vibrationsschutzsysteme. Dennoch bleibt der Riesennachteil, dass man anderen Verkehrsteilnehmern nicht ausweichen kann. Entsprechend häufig sind Kollisionen – wer es nicht glaubt, möge mal die Zahlen aus so kleinen Städten wie Karlsruhe ermitteln. Weitere Nachteile sind der teure Betrieb (u.a. Fahrer), die unflexiblen Zeiten und die geringe Privatsphäre (Corona!). Fazit: Systeme des 19.Jahrhunderts, kaum weiterentwickelt !

Die deutsche Bundes-Bahn

Die Benutzung von ICE-Fernverkehrszügen endet bei mir regelmäßig in einem Fiasko. Weniger als die Hälfte meiner Zugfahrten endet mit weniger als einer Stunde Verspätung. Durch abendliche Ansagen wie „Ihr Anschlusszug fährt um 4.20 Uhr“ oder „durch einen Unfall mit Personenschaden kommt ihr Zug drei Stunden später“ oder „Sie haben drei Minuten Umstiegszeit“ für einige Hundert Meter durch einen Bahnhof wie Frankfurt/Main kann ich Bahnfahren nur für Menschen mit vollster körperlicher Leistungs- und Leidensfähigkeit empfehlen, auch wenn die Preise oft locken. Der Listenpreis beträgt rund die Hälfte der echten Kraftfahrzeugkosten, mit Sonderangeboten, die ich oft nutze, sind es noch etwa 20 Prozent und damit das einzige Argument gegenüber dem Kraftfahrzeug. Die Bahn ist immer zeitaufwändiger als der eigene PKW!

Warum der ICE4 im Gegensatz zum ICE 3 so stark schlingert, dass man mit Getränken oder auch nur dem Wunsch etwas zu Lesen an die Grenzen seines eigenen Leistungsvermögens kommt, ist mir schleierhaft.

Wer heutzutage noch pauschal "Bahn ausbauen" fordert hat die letzten 20 Jahre verschlafen - um es freundlich zu sagen. Es kann in Deutschland nicht funktionieren, weil vor 50 Jahren gemachte Aussagen wie "Universalnetz" modernen Erfodernissen entgegen stehen.

Stuttgart 21 und Rastatt 21

Und dann ist da Stuttgart 21 immer noch in Bau, obwohl für jeden interessierten Bürger ersichtlich ist, dass dieser Bahnhof nie mehr leisten kann als der bisherige Hauptbahnhof mit seinen vielen Gleisen. Die grandiose Tunnelpleite bei Rastatt spricht ebenso für völlig losgelöste Planungen. Ja, ich gehöre zu den Betroffenen, die da Stunden verloren haben, weil Verantwortliche entweder gepennt haben oder blöd waren. Wer als Kind im Sand von Rimini gespielt hat, kennt das Einstürzen eines Tunnels durch Belastungen und Bewegungen daneben. Ich hätte erwartet, dass eine Ausweichroute vorhanden ist, wenn man kaum einen Meter neben einer Bahnstrecke gefährliche Bauarbeiten durchführt. Den Rest meiner Meinung können Sie sich denken.

Im Frühjahr 2020 wurden die volkswirtschaftlichen Kosten für diesen Tunneleinsturz in Rastatt mit 2 Milliarden Euro beziffert, dabei ist das Problem noch nicht einmal beseitigt worden!

Da Leser dies hinterfragten, hier die Quelle, die von SWR, BNN und Wikipedia genutzt wird: ERFA - European Rail Freight Association Asbl., NEE - Netzwerk Europäischer Eisenbahnen e. V. und UIRR - Internationale Vereinigung für den Kombinierten Verkehr Schiene-Straße: Volkswirtschaftliche Schäden aus dem Rastatt-Unterbruch - Folgenabschätzung für die schienen-basierte Supply-Chain entlang des Rhine-Alpine Corridor 2017.

Der größte Kalauer in Rastatt wurde Ende 2019 bekannt: Der Tunnel ist für Güterzüge aufgrund der Steigung der Tunnelrampen nicht geeignet. Quelle BNN vom 21.11.2019, eine regionale Tageszeitung, zu finden unter www.bnn.de/nachrichten/politik/ein-drittel-der-gueterzuege-ist-zu-schwer-fuer-den-rastatter-tunnel. Diese Quelle ist recht zurückhaltend, die Diskussionen in den lokalen Facebook-Gruppen war heftiger!

Fazit: die Bahn in der jetzigen Form ist aufzulösen. Eigentlich auch das Verkehrsministerium. Ich sehe die Eisenbahn in dieser Form nur noch als Gütertransportsystem, gerne auch mit eingestreuten Personentransportwagen, da dieses System nur dann Sinn hat, wenn alle Züge mit der gleichen Geschwindigkeit von z.B. 80 km/h fahren.